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Früher, da war alles viel besser…

1 Apr

Gestern traf ich einen guten Bekannten in meiner Stammkneipe. Seit  20 Jahren arbeitet er im gleichen Unternehmen. Er erzählte mir, dass in der Firma „wieder einmal“  viele Veränderungen anstehen. „Ständig sollen Prozesse und Abläufe verändert werden“, wetterte er, „ dabei ist es doch gut so wie es ist, ach was red ich, früher, da war sowieso alles viel besser!„

Da habe ich mir gedacht, ich versuche mal ihm anhand einer kleinen Geschichte meine Ansicht über die Verbesserung von Prozessen zu verbildlichen.

„Stell dir vor…

… wir sind im Jahr 9000 vor Christus. Irgendwo in Mesopotamien liegt ein Stück Brot in einer Tonschale. Es regnet, das Gefäß füll sich mit Wasser. Das Brot beginnt im Wasser zu gären und man glaubt es kaum, durch diesen hochgelobten Zufall wurde das BIER erfunden.

Das Bier wurde rasch zu einem bedeutenden Wirtschaftsgut.  Bei den Sumerern hatten die Herren über den Brauprozess, die Brauer, einen sehr hohen Stellenwert. Sie waren sogar vom Kriegsdienst befreit. Die Babylonier brauten bereits 1700 Jahre vor Christus 20 verschiedene Biere und hatten sogar schon eine eigene Schankordnung. Diese war im „Codex Hammurabi“ niedergeschrieben und besagte zum Beispiel:

 „Ein Priester, der ein Bierhaus aufsucht oder gar ein solches eröffnet, wird verbrannt.“

„Bierpanscher werden in ihren Fässern ertränkt“

(Wollte ich doch auch ein bisschen mit meinen Kenntnissen in diesem Bereich glänzen)

Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende wurde der Prozess oft verändert und immer wieder verbessert. Man verwendete kein vorher gebackenes Brot mehr sondern braute mit gekeimtem, gerösteten Getreide, kochte die Maische, fügte Hopfen hinzu und machte das Bier somit haltbar. Da ja so allerlei darin herumschwamm, nahm man Bambusrohre und trank damit das Bier aus großen Tonkrügen.“

„Stell dir mal vor“, sagte ich mit Nachdruck zu ihm, „hätten die Bierbrauer ihre Prozesse im Laufe der letzten 11000 Jahre nicht ständig verbessert, würden wir heute dieses Bier aus Bambusrohren trinken, unser Gemeindepfarrer würde einen großen Bogen um jeden größeren Holzhaufen machen und so mancher Wirt würde noch immer sein Ende im Bierfass finden.

„Nun ja“, sagte er, „ gut möglich, dass nicht jede Veränderung schlecht ist.“

^sg